Wie sieht es bei Einkauf und Umsatz im stationären Handel heute aus? Der Online-Handel generiert zwar nur knapp zehn Prozent des Umsatzes, während der stationäre Handel immer noch mit neunzig Prozent dominiert. Aber ein Großteil des stationären Umsatzes (ca. 60 %) wird digital beeinflusst. Und fast zwei Drittel der Käufer greifen heute im stationären Handel auf ihr Mobiltelefon zurück, um Produktbewertungen zu lesen, Preise zu vergleichen, die Verfügbarkeit von Artikeln zu prüfen, im Geschäft durch die Gänge zu navigieren, zu bezahlen oder nach Geschenkideen zu suchen. Diese Zahl ist seit 2017 um 15% gestiegen. Hinzu kommt eine hohe Durchdringung von Mobiltelefonen in Deutschland von 75 Prozent.

Brick-and-Mobile wird ergänzt um Mobile-to-Store

Bezeichnungen wie «brick-and-mobile» (darüber haben wir bereits in dem Beitrag “Wie “brick-and-mobile” die Customer Journey verändert” berichtet) oder «mobile first» und «mobile only» (dazu auch der Beitrag “Mobile-only statt Mobile-first“) beschreiben treffend diese Trends. Digitale Touchpoints finden sich in Zukunft vermehrt im stationären Geschäft.

So können die Kundinnen im neuen Fashion Connect-Store von Bonprix nur mit Hilfe des Mobiltelefons einkaufen. Das Mobiltelefon führt die Kunden wie ein Assistent, wählt Artikel aus, prüft die Artikelverfügbarkeit, bucht eine Umkleidkabine und wickelt die Bezahlung ab. Hier werden „Brick-and-Mobile“ und digitale Touchpoints eindrucksvoll umgesetzt.

Aber auch der frühe Zugang zum Kunden lässt sich über das Mobiltelefon erreichen. Händler können potenzielle Kunden auf ihrem Mobiltelefon erreichen, um sie auf ihre Geschäfte aufmerksam zu machen und sie zu animieren im stationären Geschäft einzukaufen.

Mobile-to-Store – Kundenansprache und Kundenaktivierung

Welche Möglichkeiten es gibt, wie das in der Praxis umgesetzt werden kann und welche Grenzen es gibt, zeigt der neue Leitfaden “Mobile-to-Store” vom Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) und der Mobile Marketing Association (MMA) eindrucksvoll und praxisorientiert. Mobile Kampagnen, die durch den aktuellen Standort und die damit zusammenhängende passende Botschaft eine starke Relevanz erzeugen, können ein wirksames Mittel sein, um Menschen in stationäre Geschäfte zu leiten“, sagt Mark Wächter, Vorsitzender der Fokusgruppe Mobile im BVDW.

Leitfaden des BVDW “Mobile-to-Store” (Foto: BVDW)

Was beinhaltet der Leitfaden «Mobile-to-Store»?

Der Leitfaden geht auf die Kundenansprache während der Such- und Recherchephase des Kunden außerhalb des Geschäftes und die Aktivierung des Kunden in der Nähe des Geschäftes ein. Dabei werden die Möglichkeiten der Standortbestimmung (GPS, Wifi-Triangulation, Beacons) ebenso vorgestellt wie auch Marketingmaßnahmen an Beispielen verdeutlicht. Abgerundet erfährt der Leser etwas von Messemethoden zur Erfolgsmessung (Footfall-Messung, Geo-Experimente und weitere). Eine Vielzahl von praxisrelevanten Beispielen über Payback, die Deutsche Telekom, Conrad, Timberland, Avis bis hin zum In-Store Promotion Tracking mit Chep runden den Praxisleitfaden ab.

Beispiel Timberland-Kampagne (Foto: Timberland)

Wo kann der Leitfaden “Mobile-to-Store” bezogen werden?

Die Fokusgruppe Mobile des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. und die Mobile Marketing Association Germany erklären in ihrer ersten gemeinsamen Arbeit „Mobile to Store“ die Möglichkeiten und ihre Grenzen des Mobile-to-Store-Konzeptes. Der 34-seitige Leitfaden, an dem insgesamt elf Experten mitgewirkt haben, steht zum kostenlosen Download bereit auf der BVDW-Webseite.

Digitales Marketing im Handel nutzen

Das Mobiltelefon ist mittlerweile zum unantastbaren Lebensbegleiter und Einkaufsinstrument des Menschen geworden. Für den stationäre Händler birgt das Risiken, eröffnet aber auch neue Chancen. Mobile-to-Store bezeichnet dabei ein Konzept, den Kunden zu einem Besuch im stationären Geschäft zu inspirieren, ihn dorthin zu locken und ihn dort zu einem Einkauf zu überzeugen.

Von entscheidender Bedeutung bei  der Umsetzung der Mobile-to-Shop-Konzepte ist die richtige Ansprache des und Kunden und der richtige Moment. Ebenso wichtig ist der Kanal und die Technologie, die eingesetzt und genutzt wird. Last but not least ist eine Erfolgsmessung über digitale und stationäre Kontaktpunkte hinweg wichtig. Sie ist die Grundlage für die Analyse und Optimierung lokaler Marketingmaßnahmen.

Der Leitfaden “Mobile-to-Store – neue Wege der Kundenansprache und -Aktivierung” gibt Marketingverantwortlichen und stationären Händlern einen Überblick über Strategien und Technologien zur Aktivierung des Kunden mit seinem Mobiltelefon. Er gibt Handlungsempfehlungen und zeigt best Practise-Beispiele.

Mobile Marketing (Foto: StockSnap)

Digital Connection – Customer Journey mit smarten Technologien

Weitergehende Ansätze und Detaillierungen, auch zum In-Store-Marketing, beschreibt das Buch “Digital Connection – die bessere Customer Journey mit Hilfe smarter Technologien“, erschienen im Springer Gabler-Verlag. Die Autoren Tanja Kruse Brandão und Dr. Gerd Wolfram haben das Buch als Ratgeber für die Praxis zur Erarbeitung einer Digital-Connection-Strategie und zur konkreten Realisierung digitaler Touchpoints, als Praxishandbuch mit detaillierten Technologie-Portraits mit konkreten Beispielen aus unterschiedlichen Branchen geschrieben. Das Buch zeigt, was smarte Technologien zu allen Phasen der Customer Journey beitragen und wie sie zu einer besseren User Experience führen können.