Das Leben in der Corona-Krise hat die Menschen verändert. Die QVC-Studie “New Normal” sieht ein neues soziales und ökonomisches Verhalten der Menschen: Das Interne wird emphatisch (new me), Selfcare schlägt Selbstoptimierung (new healthcare), Privatleben und Job verschmelzen (new work), was Sinn stiftet, bleibt (new purpose) und zu guter Letzt Einkaufen wird zum Fan-Event (new shopping). Und: Social Shopping statt Social Distancing lautet die Devise beim Einkaufen.

New Normal: Wie lebt Deutschland in der Post-Corona-Welt?

Die gleichnamige Studie des digitalen Handelsunternehmens QVC gibt einen Ausblick auf die Zeit nach der Corona-Krise. Dabei beleuchtet sie neben Themen wie Selbstbild, Gesundheit und Job auch das zukünftige Einkaufsverhalten der Deutschen. Im Rahmen der Studie nahmen Ende April 2020 circa 1.000 Menschen im Alter zwischen 14 und 50 Jahren an einer repräsentativen Online-Umfrage teil. Sie kommen aus den drei Generationen: Generation Z (14-20 Jahre), Generation Y (21-35 Jahre) und Generation X (36-50 Jahre). Aus den Ergebnissen leitet QVC auch Trends ab, die die veränderten Anforderungen widerspiegeln.

Social Shopping – Live-Video-Shopping – das beste Einkaufserlebnis

«44 Prozent aus der Generation Z wünschen sich einen Online-Einkaufsassistenten, der ihnen aktuell verfügbare, frische Lebensmittel per Video zeigt.»

Angesichts der noch geltenden Einschränkungen im Einzelhandel vermissen die Kund*innen vor allem den menschlichen Faktor und das Einkaufserlebnis – und suchen beides über andere Wege. Eine Einkaufsberatung auf mobilen oder auch stationären Geräten während die Kund*innen aus dem Sortiment einkaufen, sorgt hier für Abhilfe. Weiterhin besteht die Möglichkeit, sich im Live-Chat auszutauschen.

Hierzu einige Beispiele zu Live-Video-Shopping:

  • In China verbindet Pindoudou Gaming-Elemente und Gruppenkäufe zu einer zeitgemäßen Form der Sammelbestellung
  • LiSA Retail Innovation kombiniert Live-Videos, zum Beispiel von einer Modenschau, nahtlos mit Kundeninteraktion in Echtzeit und Onlineshopping. Breuninger, L’Oréal oder QVC nutzen Live-Video-Shopping bereits.
  • Weitere Beispiele finden sich in unserem Beitrag “Einkaufen im Live-Stream mit der Assistentin LiSA
Einkaufsassistentin Joanna Welsche

Persönliche Einkaufsassistentin im Stadtzentrum Schenefeld (Quelle: Stadtzentrum Schenefeld)

Social Shopping – die digitale Version des Einkaufsbummels

«41 Prozent der Frauen und jeder zweite Mann können sich vorstellen mit einem virtuellen Shopping-Scout einzukaufen, ohne selbst im Geschäft anwesend zu sein.»

Egal, ob online oder offline: Kund*innen kaufen heute nicht selbstverständlich bei einem Händler ein, weil das Produkt das beste oder das einzige seiner Art ist. Um neue Kund*innen anzulocken und bestehende zufrieden zu stellen, wird vom Handel einen Mehrwert abgefordert. Dazu zählt, dem Bedürfnis nach sozialer Interaktion nachzukommen.

Gerade hier kommen soziale Netzwerke und Social Media ins Spiel. In ihnen findet ein reger Austausch über Unternehmen, Händler, Marken und Produkte statt. Und viele Social Media-Plattformen besitzen bereits integrierte Shopping-Funktionen. Aus Sicht der Kund*innen ist Social Shopping nicht nur praktisch, sondern verbindet auch den Austausch und die persönlichen Empfehlungen mit dem sonst eher einsamen Online-Shopping. Darüber hinaus bietet Social Shopping für Marken auch neue Verkaufskanäle. Denn Kund*innen verbringen mittlerweile sehr viel Zeit in den sozialen Medien. Die Akzeptanz von Social Shopping steigt stetig – besonders bei Millennials und Digital Natives ist die Suche von Produkten in sozialen Netzwerken eine gängige Praxis.

Beispiele finden sich bei:

  • Facebook und Instagram bieten als Werbenetzwerk die Möglichkeit, Shops und Produktkataloge anzulegen und erhöhen so die Sichtbarkeit von Angeboten und deren gezielte Distribution
  • Instagram und WhatsApp besitzen neue Shopping-Funktionen, die eine direkte Kaufabwicklung über den eingebundenen Shop möglich machen
  • Bei Facebook ist dies weiterhin nur mit Drittanbieter-Shops wie Shopify oder Big Commerce möglich
  • Auch der Markt von Influencer Commerce wächst weiter an. Influencer nutzen die Netzwerke, um Marken Sichtbarkeit zu verleihen und Produkte exklusiv zu platzieren. Dabei ermöglichen zahlreiche Agenturen und Plattformen eine einfache Interaktion mit Influencern
Social Media Shopping

Social Shopping über Social Media (Quelle: Unsplash)

Social Shopping – der digitale “persönliche” Einkaufsassistent

«59 Prozent der Deutschen sagen: Wenn der Service gut ist, ist mir egal, ob dahinter ein Mensch oder ein Computer steht.»

Darüber hinaus schätzen Kund*innen die Beratung und den persönlichen Service beim Einkaufen. Der wird zunehmend auf Händler-Webseiten oder Online-Shops von digitalen Assistenten übernommen. Die digitalen Assistenten simulieren dabei lediglich eine Person oder einen Ansprechpartner. Ihr Vorteil: Sie können mehr Anfragen gleichzeitig bearbeiten und schneller und komplexere Aufgaben erledigen. Und die digitalen Assistenten laufen auf verschiedenen Geräten wie zum Beispiel dem Smartphone, dem Laptop oder auch auf der Smartwatch.

Beispiele finden sich hier:

  • Userlike hat  eine branchenübergreifende Liste mit neun Chatbots zusammengestellt, die ein gutes Beispiel dafür sind, wie ein Chatbot 2020 funktionieren sollte
  • Auch beim französischen Modelabel ba&sh berät ein Bot, der mit möglichst viel Daten gefüttert wurde

Social Shopping – Co-Creation ist gefragt

Co-Creation ist die aktive Einbeziehung der Kund*innen in den Prozess der Produktentstehung. Kund*innen werden damit zum „Prosumer“ – einer Mischung aus „Consumer“ und „Producer“. Dabei sind die Kund*innen so beteiligt, wie sie es sich wünschen. Und das Unternehmen erhält eine Fülle von Impulsen für Innovationen.Vor allem die jüngeren Kund*innen, wollen heute bei der Produktentwicklung mitreden und mitgestalten.

Beispiele finden sich hier:

  • Bei Ritter Sport hatte ein Kunde die Idee zur Hafer & Bananen-Variante der Schokolade. Die Kund*innen können online ihre persönliche Schokoladenidee inklusive Zutaten, Name und Design kreieren, von anderen bewerten lassen – und im Netzt teilen. 2016 entstand daraus die Inspiration für die Sonderedition „Einhorn“, die in den sozialen Medien einen noch nicht dagewesenen Hype auslöste.
  • Das Modeunternehmen Threadless verkauft bedruckte T-Shirts, die von Hobbykünstlern online designt werden
  • Auch Starbucks fragt auf seiner Plattform www.mystarbucksidea.com: „What’s your Starbucks idea? Revolutionary or simple – We want to hear it.“
  • Last but not least: Beim Onlinesupermarkt myEnso sollen die Kund*innen es sogar – Produkte und Dienstleistungen zu verbessern. Von den mehr als 40.000 Kunden kauft der Großteil nicht nur ein, sondern setzt sich dafür ein, den Shop immer weiter zu verbessern.
Co-Creation

Socoial Shopping – Co-Creation (Quelle: www.ritter-sport.de/sortenkreation)

Social Shopping – Wirklichkeit braucht Inszenierung

Heute schon gestalten Anbieter von Apple bis Amazon, von Zara bis Zalando mit neuen Augmented- oder Virtual-Reality-Anwendungen (AR und VR) innovative Online-Shopping-Erfahrungen. Zur Kür gehört, optische E-Commerce-Erlebnisse zu schaffen und sie mit AR und VR zu kombinieren. Augmented Reality schließt dabei die Lücke schließen, wenn die Kund*innen Produkte und Waren nicht mehr berühren und begutachtete können.

Beispiele finden sich unter anderem hier:

  • BeoConcept setzt seit kurzem auf Virtual Reality und kreiert damit neue Shoppertainment-Erlebnisse.
  • Storefront, ein Spezialist für Pop-up-Stores, entwickelt bereits im großen Stil Konzepte für virtuelle Luxus-Shops, in denen die Kunden direkt aus Showrooms ordern können
  • Auch Google testet in der Suche aktuell 3D-Abbildungen von Produkten. Sucht man beispielsweise nach einer Handtasche oder einem Turnschuh von Burberry, erscheinen diese als 3D-Modell in den Suchergebnissen. Der Nutzer kann das Modell drehen und heranzoomen
Erlebniseinkauf bei BoConcept

Virtuell und digital – Ersatz für den Erlebniseinkauf (Quelle: BoConcept)

Social Shopping statt Social Distancing

«Ob in der realen oder virtuellen Welt: Märkte bleiben Gespräche.»

Unterstreicht Studienleiter Prof. Peter Wippermann. „Im ‚New Normal‘ sind Händler gut beraten, wenn sie den Spaß beim Shopping zurückbringen.“ Social Shopping kann den Spaß wieder zurückbringen. Auch beim Einkaufen im stationären Handel.

Der Wertewandel beim Shopping ist schon zu spüren:

«54 Prozent der befragten Deutschen wünschen sich, dass sich Läden mehr zu Treffpunkten  für Communities entwickeln.»

Zusammengefasst spielen beim Social Shopping folgende Aspekte eine wichtige Rolle: Die aktive Beteiligung der Kunden am Kaufgeschehen, beispielsweise durch Kommentare, Likes, Shares. Weiterhin geht es um die direkte Einbindung von Kunden in die Herstellung, Gestaltung und Entwicklung von Waren (Co-Creation). Nicht zu unterschätzen sind die persönlichen Beziehungen und die Kommunikation der Kunden untereinander. Hierbei ist speziell die mediale Kommunikation über Internet und soziale Medien wichtig. Letztlich trägt sie zur Multiplikation von Aktionen, Werbebotschaften und Gewinnspielen im Kunden-Netzwerk bei. Darüber hinaus ist die persönliche und emotionale Beziehung der Kund*innen zur Marke nicht zu unterschätzen, die teils schon über Jahre und Jahrzehnte gewachsen ist. Und last but not least: Beim Social Shopping geht es um die Kombination von Unterhalten, Freunde treffen und Einkaufen.