Wer erlebt es nicht jeden Tag? Unterwegs auf dem Weg zur Arbeit, im Café, im Restaurant, auf der Arbeit oder sogar im Geschäft – das Smartphone ist immer dabei. Mittlerweile findet unser Leben überwiegend online statt. Das hat sich in der Coronakrise deutlich verstärkt. Als Resultat wuchs der Online-Handel im Jahr 2020 dreimal so schnell wie der stationäre Handel. Was bedeutet das für die Zukunft des Einkaufens? Leere Geschäfte, leere Fußgängerzonen, Geschäftsaufgaben, Leerstände in den Innenstädten, das sind nur einige Realitätsbilder aus den Innenstädten. Gerne erinnern wir uns an lebendige und pulsierende Innenstädte, in denen Menschen flanieren, durch Geschäfte schlendern, einkaufen und sich an der Waren- und Artikelvielfalt erfreuen. Die Zeiten sind aktuell vorbei. Aber wie können die früheren Zeiten zurückgebracht werden? Wie steht es um die Zukunft des Einzelhandels in den Innenstädten? Und wie kann der stationäre Handel wieder zurückkommen? Durch den Erlebnisraum Innenstadt – Zukunft des Einkaufens.

Umfrage zum stationären Einkaufen – was wurde gefragt

Eine aktuelle Studie von Lifestyleslab und Peak Ace gibt wertvolle Hinweise. Dabei basiert “Die Zukunft des Einkaufens: Wie Innenstädte sich verändern” auf einer repräsentativen Befragung von knapp 1.000 Teilnehmern aus ganz Deutschland. Diese wurden zu ihrem Einkaufsverhalten befragt. Zusammenfassend standen die folgenden Fragen im Mittelpunkt der Studie:

  • Gehen Sie gerne in stationären Geschäften einkaufen?
  • Wie häufig informieren Sie sich über Produkte im Internet, um sie später im stationären Geschäft zu kaufen?
  • Was macht für Sie ein gutes Einkaufserlebnis aus?
  • Geben Sie beim Offline-Shopping tendenziell mehr Geld für Spontankäufe aus?
  • Warum besuchen Sie den stationären Einzelhandel?
  • Was schätzen Sie am Onlineshopping?

Kein Leben ohne Einkauf in der Innenstadt

Obwohl ein Großteil der Kunden in der Corona-Pandemie auf Online-Shopping umgestiegen ist, vermissen sie doch das Einkaufen in der Innenstadt. Denn fast die Hälfte (circa 45 Prozent) der Befragten der Studie gibt an, gerne im stationären Einzelhandel einzukaufen. Aber nur 17 Prozent gehen nicht mehr gerne stationär einkaufen. Ebenso sorgen sich viele aktuell sogar um die Einzelhändler in ihrer Region. Daher kaufen sie bewusst bei Geschäften in der Nähe ein. Auch das zeigt die Bereitschaft für einen Besuch in der Innenstadt. Sie muss wieder zum Erlebnisraum Innenstadt werden.

Gründe für die Beliebtheit des stationären Einkaufens

Warum gehen die Kunden einkaufen? Viele Kunden gehen gerne in die Innenstädte, weil sie nach bestimmten Produkten suchen oder sich inspirieren lassen. Hinzu kommen der persönliche Kontakt, das direkte Anprobieren, wegfallende Versandkosten und ein guter Service als weitere Gründe für den Gang in die City. Ebenso ist beim Offline-Shopping die Gefahr geringer, zum gläsernen Kunden zu werden.

Beleibtheit des Offline-Shoppings

Gründe für den Besuch des stationären Einzelhandels (Quelle: Lifestyleslab)

Einkaufsatmosphäre bestimmt das Einkaufserlebnis

Eine Studie aus dem Jahr 2019 gibt an, dass für die Mehrheit der Käufer eine angenehme Atmosphäre ein entscheidender Faktor ist. Und zwar bei der Entscheidung für einen Einkauf im stationären Handel und gegen das Onlineshopping. Weiterhin benennen 16 Prozent eine positive und schöne Atmosphäre als Grund für ein gutes Einkaufserlebnis. Dazu haben wir schon in einem früheren Beitrag berichtet: “Customer Convenience – die neue Experience“.

Aus- und Anprobieren und Verfügbarkeit von Produkten

Zwar kann beim Onlineshopping auf Produktbeschreibungen und Rezensionen zurückgegriffen werden. Aber dennoch besteht hier eine gewisse Unsicherheit auf Kundenseite. Denn vor Ort können Kunden Produkte und Einkäufe direkt anprobieren. Und die Qualität selbst prüfen. Für 27 Prozent der Befragten ist dies der Hauptgrund, den stationären Einzelhandel zu besuchen. Zudem werden beim Einkauf im stationären Handel keine Lieferzeiten in Kauf genommen, bis die gewünschten Produkte anprobiert werden können. Weiterhin werden Kleidung für besondere Anlässe oder Last-Minute-Geschenke ohne langes Warten eingekauft werden.

Einkaufen als soziales Erlebnis – Zukunft des Einkaufens

Die zwischenmenschliche Komponente wird von vielen KonsumentInnen beim Einkauf im Geschäft sehr wertgeschätzt. Es ist ein vertrauteres und transparenteres Gefühl, sich persönlich und vor Ort von VerkäuferInnen beraten zu lassen, als sich übers Internet mit einem Chat oder per Mail auszutauschen. 13 Prozent der Befragten benennen dies als Indikator für ein positives Einkaufserlebnis. 15 Prozent würden für eine persönliche Beratung den stationären Einzelhandel dem Onlineshopping vorziehen.

Notwendige Veränderungen im Erlebnisraum Innenstadt – Zukunft des Einkaufens

Trotz des Bekenntnisses der Kunden für das Einkaufen in der Innenstadt und dem stationären Handel berichten laut HDE zwei Drittel der Einzelhändler von sinkenden Besucherzahlen an ihren Standorten. Auch Großstädte mit Innenstädten in zentralen Lagen bleiben davon nicht verschont. Daher sind lange notwendige Veränderungen notwendig. Diese gehen in die Richtung den Menschen Erlebnisse, Entspannung und das ganz Besondere zu bieten. Es geht nicht mehr um den reinen Konsum. Dies ist nicht mehr unbedingt das, was die Menschen in die Innenstadt lockt. Innenstädte sind ein Raum, in dem Menschen zusammenkommen und wo öffentliches Leben stattfindet und dazu gehört auch in Zukunft zwingend der Handel.

Zusammenfassend wirbt die Lifestyleslab-Studie für die Entwicklung und Umsetzung moderner Konzepte, um den Innenstädten neues Leben einzuhauchen: Zum Beispiel durch die Integration von ansprechenden Cafés und Räumen, die zum längeren Verweilen einladen. Zudem müssten Online- und Offline-Geschäfte miteinander interagieren, da die Kunden heute oft in beiden Welten einkaufen. Bestes Beispiel ist die Online-Bestellung, die im Laden abgeholt oder zurückgegeben wird.

Einkaufen in der Innenstadt

Einkaufen in der Innenstadt (Quelle: Unsplash)

Digitalisierung – stationärer Handel wieder zu einem “place to be”

Zu den notwendigen Konzepten, die der stationäre Handel umsetzen muss, gehört auch die Digitalisierung:

  • Digitalisierung: Die während der Corona-Zeit digital unterstützen Konzepte wie Click & Meet, Online-Kaufberatung oder Liefer- und Abholservice müssen bleiben und weiter ausgebaut werden. Zudem steht im Mittelpunkt der Service- und Erlebnisgedanke mit digitalen Möglichkeiten. Dazu gehören unter anderem Service-Roboter, In-Store-Navigation oder Just-Walk-Out-Technologien.
  • Integration des Smartphones: Daneben sind Händler im Vorteil, die sich das Smartphone der Kunden gezielt zunutze machen. Und insbesondere Bezahlen über das Smartphone, Produktinformationen über das Smartphone oder Werbeeinblendungen auf dem Smartphone anbieten.
  • Mobilität: Auch die Erreichbarkeit ist ein großes Thema. Die zukünftige, innerstädtische Mobilität muss smart, effizient und multimodal sein. Viele Städte haben bereits neue Konzepte, die die unterschiedlichen Verkehrsmittel miteinander vernetzen. Solche Lösungen müssen ausgebaut und noch attraktiver werden, damit die Menschen sie gerne nutzen.

Dritten Ort – Erlebnisraum Innenstadt – Zukunft des Einkaufens

Damit werden im Idealfall Innenstädte in der Zukunft wieder zum unverzichtbaren „Place to be“ und zum “Dritten Ort” – einem individuellen und aufregenden Ort, den es so noch nicht gibt. Dort, wo neue Kombinationen von digitalen und stationären Dienstleistungen, Handel, Beratung, Gastronomie, Kommunikation und Kunst gelebt werden. Und sich Kunden mit verschiedenen Vorlieben und Hintergründen bewegen. Digitale Technologien können bei der Neu- und Wiederbelebung des stationären Einzelhandels helfen – und viele von ihnen sind inzwischen ausgereift und zu niedrigen Kosten verfügbar. Daneben geht es darum, die Einkaufsatmosphäre zu fördern, Marktplätze, Shopping-Events und exklusive Angebote zu etablieren.

Händler, Gastronomen und Kultureinrichtungen müssen sich gemeinsam organisieren. Und neue Vertriebswege erschließen, mit Pop-up-Stores ehemals leer stehende Orte beleben, Buchhandlungen zu Lesecafés machen, Geschäfte mit Gastronomie und Ausstellungen zu interessanten Aufenthaltsorten machen. Es benötigt solche innovativen Ansätze, damit die Innenstädte auch in Zukunft lebendig, vielfältig genutzt und attraktiv gestaltet bleiben. Das erfordert Ideenreichtum, Tatkraft und das Zusammenwirken vieler Engagierter vor Ort.

Erlebnisraum Innenstadt – Zukunft des Einkaufens

Das Konzept des dritten Ortes ist der Schlüssel für den Wandel in der Innenstadt. Das Konzept wurde wesentlich von dem amerikanischen Raumsoziologen Ray Oldenburg geprägt. Erstmals stellte er es 1989 in seinem Buch „The Great Good Place“ vor und erweiterte es später. Dabei bildet für Oldenburg der sogenannte „Dritte Ort“ neben dem Zuhause („Erster Ort“) und dem Arbeitsplatz („Zweiter Ort“) einen dritten elementaren Sozialraum dar, der identitätsstiftend für die Menschen und ihre lokale Community ist. Einen Dritten Ort kennzeichnen folgende Merkmale:

  • Neutralität: Der Einzelne hat keine Verantwortung gegenüber den anderen, man kann kommen, sich begegnen und wieder ungezwungen auseinander gehen
  • Inklusiver Charakter: Sozialer Status ist hier nur von geringer Bedeutung. Es gibt keine besonderen Zugangsvoraussetzungen, was eine hohe gesellschaftliche Durchmischung ermöglicht
  • Gute Erreichbarkeit und Zugänglichkeit, etwa durch lange Öffnungszeiten und zentrale Lage
  • Austausch und Konversation: Der Kontakt zwischen Kunden wird hier gefördert, der soziale Zusammenhalt gestärkt und das demokratische Leben angeregt
  • eine offene, positive und gelöste Atmosphäre: Für die Besucher*innen fühlt es sich wie ein zweites Zuhause an.
  • Kontinuierliche Weiterentwicklung und Veränderung
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